Letzter So. n. Epiphanias

31. Januar 2021

Ein Lichtblick

Das für heute vorgegebene Evangelium gehört zu den Berggeschichten der Bibel. Berge sind – nicht nur in der Bibel - Orte der Nähe Gottes: Die Arche Noah wird vom Berg Ararat aufgefangen, nachdem das tödliche Wasser der Sintflut zurück gewichen war. Mose empfängt die zehn Gebote auf dem Berg Sinai und Jesus legt sie in seiner Bergpredigt neu und radikal aus. Auf dem Berg Tabor sehen Petrus, Jakobus und Johannes Jesus als eine strahlende Lichtgestalt und hören Gott sagen: »Dies ist mein Sohn, ihm gilt meine Liebe, ihn habe ich erwählt. Auf ihn sollt ihr hören!«

So begeistert sind die drei Jünger, dass sie gar nicht wieder vom Berg herunter wollen, sondern Hütten bauen möchten. Darum sagt der Volksmund bis heute, wenn sich etwas richtig gut anfühlt: „Hier ist gut Hütten bauen!“

Lichtblicke schenken Kraft. Wie sehr sehnen wir uns in dieser Coronazeit danach. Gott gönnt den drei Jüngern auf dem Berg Tabor diesen Lichtblick. Anschließend aber geht es für Jesus und die Seinen vom Berg herunter in die Passionszeit und zum Kreuz.

Wir stehen an der ersten Schnittstelle im Kirchjahr, am Ende der Weihnachtszeit (letzter Sonntag nach Epiphanias) und vor Beginn der Passions- und Fastenzeit („sieben Wochen ohne …“). Da wird uns gezeigt, worauf wir setzen und an wem wir uns in orientieren können, an Jesus.

Gott bekennt sich zu ihm. In Jesus bündelt sich das Licht des ersten Schöpfungstages und das Licht des Ostermorgens. Verstehen Sie? Auch wenn es manchmal so scheint, als gäbe es kein Licht am Ende des Tunnels, so sind wir doch vom Licht umfangen.

Das erste Wort, das Gott bei der Erschaffung der Welt sprach, lautet nach dem Schöpfungsbericht der Bibel: „Es werde Licht!“ Darum bist Du und ich, sind wir Kinder des Lichts. Am Ende werden wir in dieses Licht genauso wie Jesus zurückkehren. Sein Weg führte ihn durch das Dunkel des Todes hindurch zum Licht des Ostermorgens. Das bedeuten die weißen Gewänder in den Erzählungen von Jesu Auferstehung. Darum auch entzünden wir die Osterkerze in unseren Kirchen.

Dass Sie und ich Kinder des Lichtes sind, hat Gott Ihnen genauso zugesagt wie Jesus. Sie können sich nicht erinnern? Mag sein. Dann erinnere ich Sie daran: bei Ihrer Taufe ist Ihnen in Gottes Namen genau das zugesprochen worden, was Jesus auf dem Berg Tabor für sich hörte: „»Du bist mein Sohn, du bist meine Tochter, Dir gilt meine Liebe, Dich habe ich erwählt!«“ Welch eine Zusage! „Die Taufe ist ein Kuss Gottes“, hat jemand gesagt.

Es tut gut, sich daran zu erinnern. Es tut genauso gut, wie es den drei Jüngern gut tut, sich an jenen Lichtblick auf dem Berg zu erinnern; denn auch sie konnten ja dort nicht bleiben und Hütten bauen. Die Erinnerung aber gab ihnen Kraft.

Auch uns kann es stärken, wenn Du und ich uns an das Gute und Positive erinnern, das wir in unserem Leben schon erfahren haben. Ich vergesse das leider ganz oft. Gerade dann, wenn es mir nicht gut geht oder sich Sorge und Angst breit machen. Meist denke ich, das Glas sei nicht halb voll, sondern halb leer. Sich ganz bewusst an das Gute zu erinnern, an die Lichtblicke, erfordert manchmal richtig geistige Disziplin. Solche Erinnerung aber ist durchaus ein gutes Mittel gegen Niedergeschlagenheit.

Und noch eine weitere Hilfe steckt in unserer Geschichte: nachdem die Jünger von der Lichterscheinung geblendet schließlich wieder aufblickten, sahen sie nur noch Jesus allein. Diese Bemerkung hat es in sich: „Sie sahen nur noch Jesus allein“. Am Ende sind es nicht Wunder, nicht Glanz und Glamour, die uns durch das Leben tragen, sondern es ist der Blick auf Jesus. „Auf ihn sollt ihr hören!“, hatte Gott auf dem Berg Tabor gesagt.

Wenn Sie sich nach einem Lichtblick sehnen, Nahrung für Ihre Hoffnung suchen, Hilfe für den nächsten Schritt, dann ist die Erinnerung und die Konzentration auf Jesus hilfreich. Am besten, indem Sie mit Jesus sprechen. Reden hilft! Beten auch. Wer damit (wieder) anfängt, kann erleben, dass die Enge der Angst langsam aufbricht und das Licht des Lebens und der Zuversicht wie durch einen Spalt ins Leben dringt. Wirklich ein Lichtblick! 

Amen

Pastor i. R. Edzard Siuts