Ewigkeitssonntag

22. November 2020

Totensonntag

Aus alt mach neu !

Liebe Leserinnen und Leser,

 

Wir machen uns auf dem Weg zum Grab. Langsam bewegt sich der Sarg auf dieses Loch in der Erde zu. Er ist schwer. Die Sargträger müssen schließlich ihre ganze Kraft aufbringen, um ihn in die Erde hinunterzulassen. Jetzt bricht es noch einmal aus den Angehörigen heraus, als der Sarg verschwindet. Nun ist es endgültig.

 

Die Schäufelchen Erde, die ich dreimal in das Grab werfe, fallen auf den Sarg. Es ist wie ein Glockenschlag. Nun ist es vorbei!

 

So erlebe ich es immer wieder bei Beerdigungen. Es ist immer wieder schmerzhaft, wenn ein geliebter Mensch losgelassen werden muss und aus unserem Leben verschwindet. Doch belasse ich es nie dabei. An dieser Stelle erinnere ich die Angehörigen und auch mich selbst immer wieder daran, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Gott hat noch etwas zu sagen:

 

„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde…“ So beginnen die Worte, die ich an dieser Stelle immer vorlese. Worte aus der Offenbarung. Sie beschreiben die Vision von einer neuen Schöpfung Gottes. Und was für eine wunderbare Schöpfung das ist. Ein Ort ohne Schmerz, ohne Leid, ohne Tränen und ohne Tod.

 

Es klingt kaum vorstellbar, gerade wenn wir unter einem Verlust leiden. Dass dieser Schmerz einmal nicht mehr sein wird, dass die Leere der Trauer einmal wieder gefüllt sein wird, dass keine Tränen mehr vergossen werden müssen, all das scheint so weit weg, wenn wir an einem Grab stehen. Aber trotzdem müssen wir eingestehen, dass der, der die erste Schöpfung begonnen hat, auch eine neue Schöpfung beginnen kann.

 

Aber Gott stellt das Neue nicht einfach neben das Alte. Es scheint fast so, als wäre in seiner Welt nicht gleichzeitig Platz für beides. Nun ja, bevor ich ein neues Haus auf ein Grundstück bauen kann, muss das alte Gemäuer, das da noch steht, auch erst mal weichen. So ist es auch mit Gottes Schöpfungen. Damit die schöne neue Platz hat, muss die alte weichen. Das Alte, was zuerst da war, muss vergehen, damit das neue wachsen kann.

 

So müssen wir uns auch immer wieder trennen, von Dingen, die uns lieb sind, aber ganz besonders von den Menschen, die uns nahestehen. Aber Gott erinnert uns daran, das der Platz, der dadurch entsteht, nicht leer bleibt, sondern zu seiner Zeit mit wunderbaren neuen Dingen gefüllt wird. Das alte Leben geht, das neue Leben kommt. Diese Hoffnung soll uns begleiten, gerade in Zeiten der Trauer.

 

Guter Gott,

Schenke uns immer wieder neu, gerade wenn wir einen geliebten Menschen vermissen, die Hoffnung auf deine neue Schöpfung. Lass uns spüren, dass unsere Tränen einmal abgewischt werden und unsere Schmerzen einmal vergehen. Mit deinem Trost wärme unsere Herzen.

Amen.

 

 

 

 

Olaf Gieseke
Pastor Olaf Gieseke

Video zur Andacht

Unser erstes Gottesdienst-Video ist online.

Besorgen Sie sich eine Kerze und entzünden Sie diese gemeinsam mit Pastor Olaf Gieseke zum Gedenken an Ihre Verstorbenen.

Mitwirkende: O.Gieseke, M.Bürger, R.Müller, Kirchenchor Apensen (Aufnahmen vor dem Lockdown), Quelle Abschlußbild: GEP

Quelle: GEP

Quelle:GEP