Volkstrauertag

15. November 2020

Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr

Gottes Gericht und der schnöde Mammon

 

Liebe Leserinnen und Leser,

 

vom Schwaben erzählt man sich, er drehe einen Pfennig so lange zwischen den Fingern, bis er einen Draht in der Hand hält. Schon immer gelten die Schwaben als Vorbild für Sparsamkeit und Genügsamkeit. Schließlich ist es ja auch ein hohes Gut, maßvoll hauszuhalten und nicht verschwenderisch mit dem umzugehen, womit Gott uns gesegnet hat.

 

Im Übrigen ist der lockere Umgang mit Geld auch oft ein Einfallstor für all die anderen Verlockungen des Lebens, die uns, so auch der Volksmund, vom rechten Wege abbringen. Das liebe Geld, es vermag sowohl Gier, als auch Prasserei zu verursachen. Am besten hat man so wenig wie möglich damit zu tun. Nicht, dass ich mich eines Tages deswegen noch vor Gott und seinem Gericht rechtfertigen muss.

 

Doch Jesus hat einmal eine Geschichte erzählt, die ein ganz anderes Licht auf den Umgang mit Geld wirft. Ein Verwalter, der mit seiner Entlassung rechnen muss, rechnet die Beträge der Schuldner bei seinem Herrn schön, um ihren guten Willen zu gewinnen, wenn er arbeitslos ist. Er „missbraucht“ die ihm anvertrauten Reichtümer, um sich mit den Menschen gut zu stellen. Schließlich bringt ihn sein Herr dafür nicht ins Gefängnis, sondern lobt ihn ausdrücklich für seine Geschicklichkeit und er kann seine Arbeit sogar behalten.

 

Statt uns also von der Verführungskraft des Geldes fernzuhalten, sparsam und genügsam zu sein, erklärt uns Jesus also, das uns anvertraute so freigiebig wie möglich zu gebrauchen, um den guten Willen unserer Mitmenschen zu erlangen. So ist Gottes Willen mehr genutzt, als wenn man knurrig auf einem Haufen Reichtümern sitzt und keinen Cent verloren gehen lässt.

 

Schon immer galt ein genügsames und rechtschaffenes Leben als bester Weg sich mit Gott gut zu stellen und sein Gericht zu überstehen. Aber Jesus hält das geschickte Gebrauchen und Verschleudern der „Reichtümer“ die Gott uns gegeben hat für viel Gewinnbringender. Machen wir uns Freunde unter den Menschen und ziehen Nutzen aus ihren Stärken für das Reich Gottes.

 

Also, nicht immer den Pfennig zwischen den Fingern drehen, sondern Gottes Reichtümer, auch das schnöde Geld, einsetzen, um andere Menschen, mit ihren Begabungen, mit ins Bott zu holen.

 

Guter Gott,

beschenke uns weiter mit deinen guten Gaben und lass uns nicht knausern, sie unter die Menschen zu bringen. Damit auch ihre Kräfte zum Nutzen deines Reiches dienen mögen. Zeige uns, wo wir sparen sollen und wo wir freigiebig sein sollen, wie es deinem Willen am besten dient.

Amen.

Olaf Gieseke
Pastor Olaf Gieseke