3. So. n. Epiphanias

24. Januar 2021

Bei Gott finden alle ein zu Hause

Liebe Gemeinde,

 

Menschen mit Migrationshintergrund haben es immer und überall schwer. Man findet nur schwer in die so ganz anderen Gebräuche der Gesellschaft, in der man jetzt lebt. Oft begegnet einem Mißtrauen von den Einheimischen. Das ist nicht nur bei uns manchmal so, das passiert immer wieder, überall auf der Welt.

 

So war es auch schon zu frühen Zeiten. In der Zeit des Alten Testaments waren die Moabiter immer wieder Feinde von Israel. Bitter, dass Noomi mit ihren zwei Söhnen gerade nach Moab muss, als in Israel eine Hungersnot ausbricht. In Moab kann man sich immerhin ernähren, aber schlecht fühlt man sich schon dabei. Dabei kam es dann gar nicht so schlimm. Die Söhne finden schnell Anschluss und verheiraten sich mit Moabiterinnen.

 

Doch Noomis Leid ist noch lange nicht zu Ende. Ihre beiden Söhne sterben. Also macht sie sich als Fremde in Moab wieder auf nach Israel, wo sie ja eigentlich hingehört. Ihren Schwiegertöchtern rät sie, sich in Moab neue Männer zu suchen, denn in Israel hätten sie es schwer. Eine bleibt tatsächlich in Moab, doch die andere will einfach nicht von Noomi weg. Sie hat sie lieb. Doch mehr als das, sie hat ihr Volk und ihren Gott lieben gelernt. All das will sie nie wieder aufgeben. Sie bleibt bei Noomi und geht mit ihr nach Israel.

 

Dort hat sie es tatsächlich nicht einfach. Sie ist eben eine Fremde aus Moab. Das hat man sie bestimmt auch immer wieder spüren lassen. Sie lebt davon, dass sie für Noomi und sich selbst Erntereste auf den Feldern aufsammelt. Das Leben ist nicht leicht. Aber ihre Liebe und Treue lohnt sich am Ende doch. Ein Israelit, recht wohlhabend, verliebt sich in sie und heiratet sie. Er sorgt für sie und Noomi. Sie werden eine richtige Familie. Kinder gehören natürlich auch dazu. Für ihre Liebe und Treue empfängt sie schließlich Gottes reichen Segen und einen ganz besonderen Platz in der Geschichte von Gottes Volk. Denn diese Fremde aus Moab ist Ruth, die Urgroßmutter von König David.

 

Nur ein Beispiel dafür, wie Gott immer wieder gerade auch den Fremden, die es schwer haben, einen ganz besonderen Platz bei sich einräumt. Wo jemand herkommt, kümmert Gott nicht. Dass sie oder er zu Gott kommen will, ist alles was zählt. Bei ihm findet jeder ein Zuhause, egal wer man ist, woher man kommt oder was man mitgemacht hat. Jeder darf zu Gott gehören, auch die, die auf schweren Wegen zu ihm kommen, vielleicht auch etwas zu erleiden hatten. Fremde, beschwerte, die die anders sind, bei Gott sind alle willkommen.

 

Guter Gott,

Zu dir dürfen wir alle kommen, mit unseren Schwächen, mit unseren Eigenheiten, mit dem was uns belastet. Du heißt auch die Fremden und Anderen bei dir willkommen. Bitte hilf uns, dass auch wir von deiner Liebe für alle, auch die Schwachen und Fremden lernen.

Amen.

Olaf Gieseke
Pastor Olaf Gieseke