Vom „roten Platz“ kommend, entlang der Giebelfront des Gebäudes „Bäcker seit 1900“ schreitend, erreicht man, wenn man links und rechts die ca. 10 bis 12 Meter hohen Lebensbäume vorbeiziehen lässt, nach wenigen Schritten das Ziel. Unmittelbar neben der Sakristeitür erblickt man eine in einen Granitstein gehauene Zahl.
1909
Es ist das Erbauungsjahr der neuen, heutigen Kirche. Der 6. Mai 1909.
Freilich waren die Fundamente der neuen Kirche bereits fertiggestellt, denn in der Urkunde zur Grundsteinlegung beigelegten Schrift heißt es hierzu:
Nachdem die Fundamente fertig gestellt sind, legen wir heute den Grund-stein der Kirche mit dem heißen Flehen, daß Gott das Werk kröne mit seinem Segen. Er halte allen Unfall und Schaden ab von denen, die daran bauen, und lasse der Gemeinde ein Haus entstehen, daran alle, Große und Kleine, Alte und Junge, Herrschaften und Gesinde ihre Freude haben, darin sie mit Freuden vor seinem Angesicht erscheinen und das Evangelium von Jesu Christo, dem einigen Heiland, hören und empfinden als eine Kraft die selig macht!
Man staunt, wenn man erfährt, dass bereits nach elf Monaten Bauzeit die Kirche fertig gestellt wurde, sodass die Einweihung im März 1910 vorgenommen werden konnte.
Für heutige Verhältnisse eine Schwindel erregend kurze Bauzeit, zumal, und Kenner der Kirche werden dem sicherlich beipflichten, es sich hierbei nicht gerade um einen kleinen Bau handelte, der zu errichten war. Also Hut ab für diese Leistung, für Meister, Gesellen und sonstige am Bau Beteiligte. Selbst ein kleiner Streik konnte den Elan nicht bremsen. Hierzu liest man in der Chronik:
Bis Ende Juni verlief alles in vollster Harmonie. Der Bau konnte bei dem günstigen Wetter schön gefördert werden. Nur noch einige Tage, dann war er richtfertig. Da erklärten die Maurer, sie müßten für die Stunde 5 Pf mehr haben. Als ihre Forderung abgelehnt wurde, legten sie die Arbeit nieder. Mit einigen Hülfskräften wurde langsam weiter gearbeitet. Am 19. Juli war endlich der Bau richtfertig. Vom 19. - 23. Juli wurde er gerichtet. Es verlief, Gott sei Dank, alles ohne Unfall. Ende Juli bewilligte der Maurermeister Eisbein die Lohnerhöhung. Nun wurde mit allen Kräften an dem Turm gearbeitet.
Nachdem die Heizungsfrage geklärt, der Glockenstuhl errichtet, die Dekorationsmaler aus Hannover die Decke fertiggestellt, die Orgel aufgestellt, der Altar eine Marmorbekleidung erhalten und Kanzel und Taufstein montiert waren, war alles für die Einweihung am Sonntag Judica, dem 13. März 1910 gerichtet.
Quelle: Gemeindebrief Okt/Nov 2021