Abendmahl (Altarbild)

1870

01. April 2021

Christian Tobaben

Beim Verlassen des Gottesdienstes, es begleiten einen noch die letzten Orgelklänge, streifen wir, sofern wir noch einen Blick auf die Furtwängler-Orgel werfen, unterhalb derselbigen an der Balustrade befestigt, mit unseren Augen, eine Gedenktafel.

Die aufwendig gestaltete Holztafel, der obere Teil v-förmig verjüngt, schließt ab mit einem Dreiviertelkreis, eingerahmt von Holzrosetten.

Am unteren Tafelende sind die Ecken abgeschrägt. Die ganze Tafel ist eingefasst mit einer mehrfach profilierten umlaufenden Leiste.

Der Schriftzug in goldenen Lettern gehalten, im oberen Halbrund zwei Lorbeerzweige, die ein eisernes Kreuz (?) umrahmen.

Mit der Tafel wird an Christian Tobaben aus Grundoldendorf gedacht, gefallen im Feldzug gegen Frankreich 1870-71.

In der Schlacht um Gravelotte haben viele Preußen und deren Verbündete gegen die  Franzosen gekämpft. Ca. 14.000 Personen haben auf deutscher Seite ihr Leben gelassen. Christian Tobaben war einer von ihnen.

Die Hinterbliebenen (Eltern?) und Trauernden haben eine doch schon aufwendige und besondere Gedenktafel erstellen lassen.

Leider findet man in der Kirchenchronik keine weiteren Hintergründe und Einzelheiten, lediglich aus einem Beisatz kann geschlossen werden, dass Christian Tobaben aus Grundoldendorf der einzige im Jahr 1870 Gefallene war.

Man kann annehmen, dass es noch, ist der Name Tobaben doch allgemein geläufig, Erben und Nachfolger gibt, die vielleicht noch weitere Einzelheiten wissen. Vielleicht gibt es auch andere Beweggründe für diese Ehrentafel.

(Hieran wäre ich interessiert. Wer etwas dazu beitragen kann, wende sich bitte an: Matthias Drews)

Gemeindebrief Apr/Mai 2021

Ein wenig hat sich der Schleier - jedenfalls bei mir - um das Geheimnis der Gedenktafel für Christian Tobaben in der Apenser Kirche gelüftet.

Nach Hinweisen zur Genealogie, zum Stammbaum Hans Tobaben von B. aus Ottensen, war der Tipp von Werner L. aus Grundoldendorf sehr hilfreich, einmal in der Ortschronik von Hedendorf und Grundoldendorf  nachzuschauen. (Hedendorf und Grundoldendorf, Chronik zweier Dörfer und ihrer Familien, 2001 Christian Fuhst / Gerhard Burfeind).

Hier lesen wir, dass es noch im Jahre 1870 für die  Wehrpflichtigen aus  dem Königreich Hannover die Möglichkeit gab, bei Stellung eines Stellvertreters und unter Zahlung eines Geldbetrages, sich vom Militärdienst befreien zu lassen.

Wir lesen weiter, dass die Voraussetzungen dazu, stellvertretend einzuspringen, für Christian Tobaben ideal waren, hatte er  doch bereits seinen Militärdienst 1867 bis 1869  in Berlin, beim Kaiser-Franz-Garde­regi­ment absolviert.

Folgt man den Aufzeichnungen aus der Hedendorf/Grundoldendorfer Ortschronik, war Christian Tobaben somit stellvertretend für einen anderen Wehrpflichtigen „ein­ge­sprun­gen“ und war gleich zu Beginn des Krieges am 21. Juli 1870 dabei. Vier Wochen später, im Alter von 25 Jahren, ist er gefallen.

In der Chronik heißt es:

Christian Tobaben  starb am 18. August in der blutigen Schlacht von Gravelotte. Friede seiner Asche! Derselbe war der Einzige aus dem Kirchspiel Apensen, der auf dem Felde der Ehren gefallen ist. Dem Gefallenen ein Andenken zu bewahren, ist von dem Kirchspiel Apensen eine Gedenktafel gestiftet, welche in der Kirche zu Apensen aufgehangen wurde.

Christian Tobaben, geb. 1845 war der erstgeborene Sohn der Eheleute Hans und  Maria Tobaben. Er starb mit 26 Jahren. Dass die Eltern oder die Kirche die Stifter der Gedenktafel waren, ist schwer vorstellbar, aber nicht auszuschließen. Für wen er stellvertretend gefallen ist, dazu schweigt die Chronik. Dieses bleibt weiterhin ein Geheimnis...

und vielleicht ist das auch gut so.

Matthias Drews